Das Ende; bis zum nächsten Jahr

Mythos Wiesn


Regie: Kim Koch und Ursula Gruber
Kamera: Hans Albrecht Lusznat
D2008   90 Minuten
Dokumentarfilm  Digibeta
Produktion: Megaherz GmbH  Moviepool GmbH
Redaktion: Frida Buck
Bayerischer Rundfunk Unter unserem Himmel
27. September 2008   21.50 Uhr

 


"In dieser Bierhölle hätte sich ein anderer Filmer am zweiten Tag aufgehängt“, resümiert Herbert Achternbusch die Dreharbeiten zu seinem 1976 entstandenen Film „Bierkampf“. Dem zum trotz stellen sich die Filmemacherinnen Kim Koch und Ursula Gruber dem Wahnsinn Oktoberfest erneut. In ihrem Dokumentarfilm „Mythos Wiesn“ verknüpfen sie viele authentische Episoden zu einer Generalanalyse des größten Volksfests der Welt.
Fernab einschlägiger Partyreportagen konzentriert sich der Film auf die Magie der faszinierenden Großveranstaltung. Im Mittelpunkt stehen Wurzeln und Motivation der Massenausschweifung.
Auf der Wiesn finden alle Willigen einen gemeinsamen Rahmen für das Ausleben grundarchaischer Bedürfnisse: essen, trinken, singen, sich verkleiden, anbandeln.
Jede Aktion trägt den Stempel "typisch bayerisch" und ist nicht nur lustig, sondern identitätsbildend. Das Oktoberfest – die bayerische Institution für exzessiven, aber durch Tradition und Heimatromantik gebilligten Sinnesrausch.
Wiesnwirte, Bedienungen, Musiker - mal herzlich, mal streng und immer hingebungsvoll arbeiten viele Menschen daran, den Massen den kollektiven Taumel zu ermöglichen.


 


Ihre Beziehungen zum Fest sind nostalgisch, wirtschaftlich und biografisch geprägt - meist alles gleichzeitig. Ein rührend kompromissloser Berufsethos zeichnet diese Wiesnprofis aus: Leidenschaft, Einsatzbereitschaft und der unbedingte Wille, die Besucher bei Laune zu halten. Für sie alle ist das Oktoberfest eine Lebenseinstellung.
Der Mythos Wiesn funktioniert national wie interkontinental. Sowohl kapitaler Anlass für gepflegtes Brauchtum und stolz nach außen getragenes Nationalbewusstsein bei den Einheimischen, als auch Party-Traumziel weit Gereister aus Amerika, Australien und Neuseeland. Tagelanges Feiern bis zur Selbstaufgabe, und das im Zeichen einer königlichen Tradition, über die sich eine wirtschaftlich nicht unbedeutende Stadt immer noch stolz definiert. Ein ungemein attraktives Ritual, dem sich sogar die sonst so kontrollierten Asiaten zunehmend begeistert hingeben. "Mythos Wiesn" gibt zugleich einen amüsanten, wie entlarvenden Leitfaden durch den Wahnsinn der organisierten Grenzüberschreitung.
(Pressetext BR)


 Fotos: H.A.Lusznat