Die Schützes
Ein Film von Wolfgang Ettlich
D 2010, 90 Minuten
Dokumentarfilm, 16mm, Farbe
Regie: Wolfgang Ettlich
Kamera: Hans Albrecht Lusznat
Ton: Zoltan Ravasz, Chris Götz
Schnittdramaturgie: Monika Apsbacher, Kris Weiland
Musik: Dieter Schleip, Gerd Sonntag
Redaktion: Walter Greifenstein, BR
Produktion: MGS Film (BR/WDR)
Fernsehausstrahlung: BR III Di 10.05.2011 23:25 und MDR, HR, RBB, WDR
Mit Enthusiasmus sind der HO-Verkaufsstellenleiter Jürgen Schütze und seine Frau Ende 1989 in die Marktwirtschaft aufgebrochen. Der Optimismus der Schützes bewegte den Filmemacher Wolfgang Ettlich dazu, sie auf diesem Weg zu begleiten. Tatsächlich schafften sie es, mit Beharrlichkeit und großem Engagement einige Erfolge zu erzielen und sich den Traum von einem eigenen Laden zu erfüllen. Doch kurz nach der Eröffnung mußten die Schützes feststellen, daß sie chancenlos waren und sich gegen die Supermarktketten, die sich nach und nach in der Umgebung von Zschopau ansiedelten, nicht behaupten konnten. Ihnen blieb nur die Wahl zwischen Arbeitslosigkeit und hoher Verschuldung. Sie entschieden sich für mehr Schulden, Unternehmergeist und Streß. 1994 verfügten sie schließlich über fünf Läden, verteilt in den Dörfern rund um Zschopau. Außer einem Haufen Schulden ist ihnen davon nichts geblieben. Jürgen Schütze arbeitet als Spediteur, seine Frau Karin als Handelsreisende für Straßenkarten. Eine Langzeitbeobachtung, die zunächst mit Filmmaterial aus Ausgerechnet Bananen und Die Schützes an ihre Anfänge erinnert, um dann die weitere Geschichte der Familie über einen Zeitraum von 20 Jahren zu beschreiben.
Die Bürger der damaligen DDR hatten im November 1989 große Erwartungen an die Wiedervereinigung. Auch Jürgen Schütze und seine Frau Karin aus Zschopau träumten von einem marktwirtschaftlich geführten Betrieb, als die Mauer fiel. Mit Euphorie und Engagement eröffneten sie kurz nach der Wende einen Obst- und Gemüseladen. Die Bewohner Zschopaus dagegen waren eher misstrauisch. Bei einigen war auch Neid und Missgunst auf den anfänglichen Erfolg der Familie im Spiel. Später boykottierten einige ihrer Nachbarn den Laden der Schützes. Nach und nach zogen sich die Schützes aus Zschopau zurück. Discounter und Lebensmittelketten aus dem Westen kamen nach Zschopau, und die Schützes wurden von der freien Marktwirtschaft überrollt und wirtschaftlich ruiniert.
Wie es den Familienmitgliedern heute geht, hat Wolfgang Ettlich in seinem neuen Film dokumentiert. Die BR-Koproduktion „Die Schützes – Leben nach der Wende“ zeigt über 20 Jahre Vergangenheit und Gegenwart deutsch-deutscher Geschichte am Beispiel der Familie Schütze. Wolfgang Ettlichs Dokumentarfilm gewährt einen intimen, berührenden, mitunter auch tieftragischen Einblick in die Entwicklung einer kleinen ostdeutschen Stadt und ihrer Einwohner. Er zeigt, wie schwer es vielen Menschen in der ehemaligen DDR gefallen ist, den Wandel von Staatssozialismus und Planwirtschaft zur demokratischen Marktwirtschaft zu vollziehen und wie groß die Kluft noch heute zwischen den alten und neuen Bundesländern ist. (Text: BR Fernsehen)
Fotos: HA. Lusznat