Eva - Das Porträt einer Frau 

Ein Film von Jürgen Heckmanns 
D 1984, 35 Minuten
Dokumentarfilm, Betacam/U-matic 
Regie: Jürgen Heckmanns
Kamera: Hans Albrecht Lusznat
Produktion und Verleih:  Medienstudio München
Erster Einsatz einer Sony Betacam in Deutschland

Eva ist mit einem Bankdirektor verheiratet, zwei Kinder, schönes Eigenheim. Irgend-wann hat sie das alles satt. Sie will einen Handwerksberuf erlernen. Jürgen Heck-manns, einer der Autoren, kennt Eva schon lange. Er fragt sie, ob er zusammen mit Hans-Albrecht Lusznat ein Jahr lang ihre Entwicklung per Video begleiten kann. Eva, gerne im „Rampenlicht", hat nichts dagegen. So entstand dieser Film. 
Beginn: der 34. Geburtstag. Abschied von Freunden und Familie in Krefeld. Ausbildung beim Berufsförderungswerk in Nürnberg. Sie erlebt tagtäglich die frustrierende Situation einer Frau, die einen Männerberuf ausüben will. Irgendwann antwortet sie auf eine Anzeige, lernt so Josef kennen, der in einer bayerischen Strafanstalt einsitzt. Gute Noten in der Ausbildung machen die feh-lende Beziehung zu einem Mann nicht wett, Eva schmeißt die Sachen hin, landet nach einigen missglückten Versuchen bei Johannes, einem Bildhauer. Dort auf einem Bauernhof fühlt sie sich wohl, glaubt einen Ruhepol gefunden zu haben. Auf langen Spaziergängen mit Heckmanns erzählt sie, wie sie sich die Zukunft mit Josef, dem Ex-Legionär vorstellt. Immer wiederkehrend in ihren Aussagen: die Legitimierung ihrer eenen Handlungen, das „Hindrehen'' ins rechte Licht. Im nächsten Abschnitt sind die Videomacher auf der Suche nach ihrer Protagonistin. Bei Johannes konnte sie nicht bleiben, der wollte keine „Feriengäste" und auch keine „Vaterfigur" für sie sein. Nach langer Suche treffen Heckmanns und Lusznat Eva wieder. In einem kleinen bayerischen Dorf wohnt sie mit Josef zusammen, hat sich gemeinsam mit ihm ein bäuerliches Anwesen gekauft. Ihr Ziel: „Erst mal einen eigenen Herd". Sie ist 35 geworden, hat ein anstrengendes Jahr hinter sich und ihre Absicht aufgegeben, als Frau auch in der Arbeits-welt „ihren Mann" zu stehen. „Beziehungsarbeit" ist ihr wichtiger. Sie ist wieder da, wo sie vor einem Jahr war: bei einem Mann. Den Weg versucht der Videofilm nachzuzeichnen, was nach Aussagen der Autoren nicht immer leicht war. Mal ließ Eva nichts von sich hören, war nicht mehr aufzufinden, dann folgte plötzlich eine Nachricht nach der anderen. Die Sprunghaftigkeit im Charakter der Hauptperson ist auch im Film nachzuvollziehen. Da bleiben manche Stationen und Bekanntschaften, die vielleicht wichtig wären, im Dunkeln. Wenn der Kamerablick immer wieder bedeutungsschwanger auf Geschirrschränken und sonstigem Interieur in den unterschiedlichen Domizilen ruht, reicht das allein zur Klärung von Veränderungen nicht aus. 
Gut gefallen hat mir, dass weitgehend auf Psychologisierungen verzichtet wurde. Auffallend, wie „verständnisvoll" sich die Videomacher immer wieder zeigen. Dabei hatte ich das Gefühl, dass sie dem „Frauen-thema" gegenüber unsicher waren. Alles nach der Devise: nur nicht die "Männlichkeit" rauskehren. Bei dieser übergroßen Vorsicht bleibt manches an der Oberfläche. Schade. Vielleicht sollten solche Themen von Videomacherinnen angepackt werden. (Margret Köhler in Spectrum Film Oktober 1984)