Ruppert und Steffie Kammermeier
Das ICH-Buch
Ein Film von Steffie Kammermeier
D 2008, 45 Minuten
Dokumentarfilm, Digibeta
Regie: Steffie Kammermeier
Kamera: Hans Albrecht Lusznat, Volker Gabriel
Ton: John Connolly
Schnittdramaturgie: Angelika Brockt
Redaktion: Renate Stegmüller, Christiane von Hahn
Produktion: Bayerischer Rundfunk
Erstsendung am Montag, 18. August 2008, BRIII
Eine Gehirnblutung verändert von einem Moment auf den anderen Ruperts Leben: Sein Kurzzeitgedächtnis ist zerstört, alltägliche Dinge wie Laufen und Sprechen muss er erst wieder lernen. Als Stütze legt er sich sein "ICH-Buch" an, damit er einen halbwegs normalen Alltag leben kann.
Rupert erinnert sich genau an sein Leben vor dem 20. Oktober 1994. An seine Eltern, seine Geschwister, seine Kindheit, seine Autos, seine vielen Freundinnen. Der charmante Oberpfälzer hat sein Leben in vollen Zügen genossen und dabei auch so manches Herz gebrochen. Er ist 31 Jahre alt, als sich von einer Sekunde zur anderen alles ändert. An jenem 20. Oktober 1994 zieht er mal wieder mit einem Freund durch die Kneipen. In einer Disco wird ihm schlecht, unerträgliche Schmerzen schießen ihm in den Kopf, er kann nicht mehr sprechen. Seinem Freund ist sofort klar, mit Rupert geht etwas Schreckliches vor sich.
Er fährt ihn ins nächste Krankenhaus und rettet ihm damit das Leben. Aber daran kann sich Rupert nicht erinnern. Er hat eine Gehirnblutung erlitten. Als er nach einem Monat aus dem Koma erwacht, erkennt er die Menschen, die ihn lieben, nicht mehr. Alles, was seither in seinem Leben passiert ist, weiß Rupert nur aus Erzählungen und aus seinem ICH-Buch. Was er nicht in das Buch schreibt, ist unwiederbringlich verloren. Sein Kurzzeitgedächtnis ist zerstört.
Vieles hat er mühsam und über lange Zeit wieder lernen müssen: Schlucken, Essen, Laufen, Sprechen – und Schreiben. Den Weg zur Arbeit schreibt er in sein ICH-Buch, was er einkaufen muss, Namen, Adressen, Telefonnummern und wo er wohnt. Mit eisernem Willen und der Hilfe von Ärzten, Therapeuten und Pflegern hat er es geschafft, dass er heute einen beinahe normalen Alltag leben kann.
Auch an die Menschen und Ereignisse vor seinem Zusammenbruch kann er sich wieder erinnern. Wenn er aber heute einer Frau sagt, dass er sie liebt, weiß er es wahrscheinlich im nächsten Augenblick nicht mehr. Und wie er mit Gefühlen umgehen kann, steht nicht in seinem ICH-Buch. Steffi Kammermeier hat Ruperts Alltag beobachtet, hat dokumentiert, wie er mit dem Verlust seines Erinnerungsvermögens umgeht und sein Leben darauf eingerichtet hat.