Ein Kaminkehrer in Schwabing
Das Glück auf den Dächern
Ein Film von Wolfgang Ettlich
D 2004, 45 Minuten
Dokumentarfilm, Digibeta
Regie: Wolfgang Ettlich
Kamera: Hans Albrecht Lusznat
Ton: Zoltan Ravasz
Schnittdramaturgie: Judith Ramsauer
Redaktion: Christian Baudissin BR
Produktion: MGS Film
Erstsendung am 5. Juli 2004 BR
Jeden Tag fährt Trés von einem bayerischen Städtchen mit dem Zug nach München. Jeden Tag radelt er durch Schwabing - rund um den Elisabethplatz ist sein Revier. Hier kann man Trés tagtäglich über den Dächern Schwabings sehen. Die Menschen drehen sich nach ihm um und hoffen im ersten Moment, dass er ihnen Glück bringt. Im zweiten Moment sind sie erst einmal erstaunt. Trés Polk ist Kaminkehrer - und schwarz. Geboren und aufgewachsen in Detroit im US-Bundesstaat Michigan ist Trés ein typisch afroamerikanischer Ghettojunge. Eigentlich wollte er Cartoonist werden, entschied sich aber nach einem heftigen Streit mit seinem Vater, so schnell wie möglich unabhängig zu sein.
Ohne Geld und ohne Ziele schlug er seinen neuen Weg ein, heuerte in der US-Army an. 1985 wurde er nach Bad Tölz geschickt, wo er bis 1991 als Zeitsoldat diente. Seit dieser Zeit hat er keinen Kontakt mehr zu seinen sechs Geschwistern, zu Vater und Mutter, die sich scheiden ließen, als er zwei Jahre alt war. In Deutschland fand Trés seine große Liebe, seine jetzige Frau Michaela, die er in Tölz kennen gelernt hat.
Mit ihr hat er zwei Kinder, und er entdeckte seine Leidenschaft für die Kunst wieder. Als Autodidakt entwickelte er ein großes Engagement und begann beeindruckende Bilder zu gestalten. Seine Leidenschaft: collagierte Bilder mit modernen oder abstrakten Elementen. Der Maler sieht sich weder als Amerikaner noch als Afrikaner. Seine Bilder mit modernen und abstrakten Elementen sind stark mit seiner eigenen Identität verbunden.