28. August 2025
Schwarze Remjet Beschichtung auf der Blanseite / Schichtseite vom Vision3 Material
Eigentlich muss sich niemand für diesen schwarzen Kohlenstoff-Film interessieren: Remjet, eine besondere Schutzschicht auf Cine-Filmmaterial, die nur den kleinen Nutzerteil der Kameraleute und Kopierwerkstechniker betrifft. Weil Filmmaterial in der Kamera üblicher Weise mit 0,5 Meter pro Sekunde bewegt und dabei auch noch 25-mal sehr schnell beschleunigt und abgestoppt wird, besteht anders als in Fotoapparaten, eine Gefahr der statischen Aufladung. Schon in den 20er Jahren beschrieben Kameraleute vom Bergfilm, wie sich dann unter zusätzlich ungünstigen Wetterbedingungen die Aufladung gut hörbar als Knistern mit Lichtblitzen auf der Oberfläche entlud und das belichtete Material unbrauchbar machte.
Beispiel für Verblitzen auf Negativfilm aus „Die Tankentwicklung“ von Dr. Wilhelm Trieplel, Dr. G. Scharr, Tetenal-Photowerk, 4. Auflage Hamburg, Berlin 1938, Seite 80.
Remjet Schicht, teilweise abgewaschen mit warmen Wasser, vollständig entfernt.
Außer der antistatischen Wirkung und der besseren Gleiteigenschaften hat diese auf der Blankseite des Films außen aufgetragene Kohlenstoffschicht auch alle Reflexionen unterbunden, die durch Reflexionen des einfallenden Lichts auf der Andruckplatte der Kamera entstehen könnten und zurück ins Filmmaterial wirken. Vorsorglich waren diese Andruckplatten der Kameras früher grundsätzlich in den relevanten Bereichen schwarz lackiert oder eloxiert. Aber schon bei ARRIs erster Studiokamera, der 35 BL, wurde der Filmandruck durch senkrechte Kufen über das ganze Bildfeld perfektioniert. Wegen der vorhandenen Schutzbeschichtung auf dem Film hat man bei den Kameramodellen auf eine Schwarzeinfärbung der Filmandruckflächen verzichtet, auch weil das blanke, geläppte Metall bessere Gleitfähigkeit verspricht.
Bildfenster mit Filmandruck in einer BL35 Kamera
Kodak hat die Remjet Schutzschicht schon 1934 erfunden. Im ECN-2 Prozess wird sie im ersten Vorwaschbad in der Entwicklungsmaschine entfernt. Dafür ist eine besondere Chemie von Nöten. Wer Remjet vom Film wischen will, kann das einfach mit Essig oder mit einer Soda Mischung tun, aber dabei muss man sicher sein, dass nicht das latente Bild und die folgende Entwicklung geschädigt bzw. gestört wird. Mit dem Abwaschen des Remjets verliert der Film seine antistatische Wirkung, was für die abschließenden Scanarbeiten einen Nachteil darstellt.
Weil die Fotofilmmaterialien im Preis deutlich gestiegen sind, weichen findige Analog-Fotofans auf Cinefilm aus, der in Rollenform bis 300 Meter vergleichsweise günstig zu haben ist. Aktuell liegt der netto Preis für 1,60 Meter (36 KB Fotos) T500 Vision Material bei ca. 4,60 € ohne Filmpatrone. Wer diese Filme ins normale Fotolabor mit C41 Prozess gibt, versaut dem Betreiber die Chemie durch das Lösen der Kohlenstoffschicht, wobei nicht sicher ist, ob alles rückstandslos vom Negativ entfernt wird. Zumindest bleiben die Rückstände im Bad, wo sie nicht hingehören. Ob man für Vision3 Materialien den ECN-2 Prozess oder C41 verwendet, macht im Bild und der Farbgebung Unterschiede.
Kodak hat nach 8-jähriger Forschung jetzt eine Technik gefunden und erprobt, die in den nächsten Monaten das Remjet Vision3 Material ersetzen soll, ohne das besondere Änderungen in der Verarbeitung erforderlich sind. In der Übergangsphase können die älteren und die neuen Materialien gemeinsam verarbeitet werden.
Grafik von Kodak
Die neue Technologie versieht den Filmträger auf der Blankseite zunächst mit einer antistatischen Schutz- und Gleitschicht. Auf der Schichtseite des Trägermaterials wird eine AHU-Schicht aufgebracht, die Reflexionen von der Rückseite verhindert. Dann werden die lichtempfindlichen Farbschichten aufgegossen. Während der Entwicklung wird die Reflexionssperrschicht entfernt und die staubabweisende Antistatik Schicht bleibt erhalten und verbessert die Scanfähigkeit des Materials. Vom neuen Material verspricht man sich vor allem Wasser- und Energieeinsparungen, und eine bessere Scanfähigkeit. Die Fotofreunde werden sich über das neue Material freuen. (Fotos: HA Lusznat)