Camerimage 2010 Sean Scully

28.November.2010

Für alle die am Camerimage 2010 Festival teilnehmen. Montag früh am 29.11  läuft um 9.30 in der Reihe Dokumentary of Arts in der Opera Nova der Film

SEAN SCULLY:  ART COMES FROM NEED

(D2010 / 92 Minuten  Kamera Hans Albrecht Lusznat, Regie Hans Andreas Guttner) als einer der wenigen  deutschen Beiträge.

Sean Scully "Perfekte Bilder sind tote Bilder"
Er malt Streifen. Schmutzige Streifen. Scully hat sich der Wahrheit verpflichtet und die ist nicht immer perfekt. Mit seiner "unperfekten" Kunst zählt er zu den wichtigsten Künstlern der Gegenwart. Das Bayerische Fernsehen zeigt heute um 23.40 Uhr das Porträt "Sean Scully. Gegen den Strom".
Wie viele andere Künstler fängt Scully als figürlicher Maler an. Doch dann lernt er Rothkos Werk kennen und erkennt die Möglichkeiten abstrakter Kunst. Ende der 60er reist er nach Marokko und findet dort ein Bildmotiv, das ihm bald internationalen Erfolg bringen wird - Streifen. In seinen Bildern hält er die Erinnerung an seine Reise fest, indem er die landestypischen gestreiften Stoffe nachempfindet. Zunächst benutzt er dazu Acryl und klebt die Streifen mit Tape ab, damit es perfekt gezogen wirkt. Von dieser Perfektion kommt er in den 80er-Jahren ab, unmenschlich erscheint ihm diese Form der abstrakten Kunst.
Er beginnt in Öl zu malen, nass in nass. Er nimmt dazu breite Malerpinsel, die sind härter als Künstlerpinsel und verteilen die Farbe nicht so flächig, wenn er sie auf die Leinwand aufträgt. Durch die Löcher in der Farbdecke sieht der Betrachter die darunterliegende Farbschicht und nimmt sie als zusätzliche Bildebene wahr. Die Farben selber wirken feucht und angeschmutzt. "Ich will keine Harmonie in meinen Bildern", sagt Scully. Perfekte Bilder hält er für tote Bilder.

 


Am 30. Juni 1945 kommt Scully in Dublin zur Welt. Als er vier ist, übersiedeln seine Eltern mit ihm nach London. Seine Familie ist arm, in seiner Jugend zieht er mit einer Straßengang um die Häuser, prügelt sich, nimmt Drogen, klaut Autos. Als 15-Jähriger verlässt er die Schule und arbeitet als Bauarbeiter, Kranführer, Bote und macht eine Lehre zum Drucker. Nach der Ausbildung besucht er Abendkurse an der Central School of Art. 1965 geht für den 20-Jährigen endlich ein Traum in Erfüllung: Nachdem er sich etliche Male um einen Studienplatz beworben hat, nimmt ihn das Croydon College of Art an. Hier bleibt er drei Jahre und setzt sein Studium dann in Newcastle fort. Nach seinem Abschluss bekommt er eine Assistentenstelle und ein Stipendium für einen Studienaufenthalt in Harvard.
1973 kehrt er aus Cambridge zurück und bekommt seine erste Einzelausstellung in London. Später zieht er in die Vereinigten Staaten, fängt von vorne an. Jobbt und malt und entwickelt in den 80ern seinen neuen - den unperfekten - Malstil. 1984 zeigt das Museum of Modern Art seine Werke, er hat es geschafft. Endlich interessieren sich die großen Museen für seine großformatigen Bilder. Seit den 90ern lehrt er an Kunstakademien in den Staaten, in England und Deutschland. Er hat ein Atelier in New York, eines in Barcelona und eines im oberbayerischen Starnberg.  (Fotos.HA Lusznat)

  

 

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