Der DSLR-Killer

14. Januar 2011

 

Die Panasonic AF-101 hat schon seit der Ankündigung Massen bewegt. Endlich eine Videokamera mit beinahe 35mm Sensor zum Preis einer professionellen DSLR Kamera. Jetzt machen wir alle Kino, zumindest so wie Kino, denn die Kamera und der Look allein sind nicht das einzige Kriterium. Eigentlich ist die Kamera ein Lumix GH2 Fotoapparat konsequent aufgerüstet für die Videoproduktion, und in diesem Bereich hat Panasonic 30 Jahre Erfahrung wie sich im Lexikon der Videokameras hier auf dieser Seite überprüfen lässt. Nach Aufnahmen mit einem ersten Serienmodell hier ein paar Anmerkungen zu diesem neuen Werkzeug.

 

 

Die AF-101 kommt daher wie ein Schuhkarton und hat sowohl einen Tragegriff wie auch einen Handgriff an der Seite, beides abnehmbar für einen besseren Einbau in Rig-Konstruktionen. Der seitliche Handgriff hat keine weitere Funktion und entbehrt auch aller Knöpfe und Bedienelemente wie Auslöser oder Zoomwippe. Auch wer mit anderen Panasonic Kameras vertraut ist, muß umlernen, denn die Bedienelemente wurden gemischt und neu verteilt. Der Auslöseknopf findet sich oben auf der linken Kameraseite und ein weiterer ist auf der Oberseite rechts neben dem Tragegriff positioniert, also weder vorne noch hinten, wo man den Auslöser vielleicht vermuten würde.

Es gibt zwei Sucher, einen klappbaren elektronischen Okularsucher am hinteren Teil des Gehäuses und auf der rechten Kameraseite einen zusätzlich ausklapp- und schwenkbaren LCD Display der durch eine gute Auflösung überrascht und alles in den Schatten stellt, was man von DSLR Kameras her kennt. Vor allen Dingen lassen sich zwei voreinstellbare Zebramuster als Referenz einblenden und obendrein gibt es Waveform- und Vektorskope-Darstellungen zur Kontrolle. Verwendet man am Micro- Four-Thirds-Bajonett die Lumixobjektive, dann kann man auch an einem Drehregler des Gehäuses die Blende ziehen und über einen gesonderten seitlichen Joystick ein Autofokusfenster im Sucher bewegen und durch Drücken des Sticks den Fokus auf das angepeilte Objekt legen. Mit etwas Fummeln ist so jedem Operator ein Schärfeziehen in der Bildtiefe möglich, aber nur eben bei den original Micro-Four-Thirds-Objektiven. Der Name Mikro-Four-Thirds bezeichnet in Zoll die Chipgröße und kommt übrigens noch aus der Röhrenära, wo man wegen der Ablenkspulen den Durchmesser des Glaskörpers der Aufnahmebildröhre angegeben hat, nicht aber die Diagonale des wirklichen Bildfeldes. Das ist bei Micro-Four-Thirds 17,3 x 13,0 mm zwar deutlich unter dem 35mm Bildfenster mit 22 x 16 mm. Dennoch bringt der Sensor mit einer Diagonale von 21,3mm Schärfenverhältnisse, bei denen sich in der Tiefe gestaffelte Objekte besser voneinander trennen. Mit nur 20 mm Auflagemaß ist das Bajonett optimal für die Adaption vieler Fremdbrennweiten geeignet. Selbst Leica-M-Objektive lassen sich adaptieren.

Auch für PL-Objektive gibt es Adapter und wer in diese Richtung gehen will, sollte sich gleich für den von Denz entscheiden, in den auch ein Stützsystem integriert ist. Schon das F1.4/25mm Zeiss-PL-Objektiv wiegt etwas über ein Kilo und belastet die Fassung, die für die wesentlich leichteren Autofocuszooms konstruiert wurde. Kaum eines der Lumixobjektive wiegt mehr als 400g und auch der Leica Lichtriese F1.4/25mm kommt auf gerade mal 500g. Die PL-Objektive des gleichen Herstellers wiegen durch die Reihe weg zwischen 1,6 und 1,8 kg.

Bei DSLR Kameras ist an eine geordnete Tonaufnahme nicht zu denken, auch wenn die Kamera einen Stereo-Toneingang hat. Aussteuerung und Kontrolle bleiben einfach mangelhaft und wenn die Aufnahme läuft kann man sich nicht sicher sein, ob der Ton und wie der Ton aufgezeichnet wird. Zwar erlaubt die DSLR eine sofortige Wiedergabe, aber mit dem Einbaulautsprecher lässt sich kaum beurteilen, ob der Ton verzerrt und ein Kopfhöreranschluss ist nicht vorgesehen. Die AF-101 hat in diesem Bereich alle erprobten Tonfeatures, 48V Phantomspeisung, manuelle Aussteuerung, XLR-Eingänge und Kopfhörerausgang. Neben HDMI gibt die Kamera auch ein HD-SDI Signal heraus. Bei den DSLR-Kameras ist der HDMI-Ausgang – einen SDI gibt es bei keiner - meistens nur zur Ausgabe eines reduzierteren Signals in der Lage.

Die AF-101 kann zwar Fotos machen, aber der Tiefpassfilter ist auf die Videofunktion abgestimmt und wir haben es hier mit einer für Filmaufnahmen optimierten Kamera zu tun, die deshalb weniger anfällig für Moire ist als vergleichsweise filmende Fotoapparate. Der Rolling-Shutter-Effekt, wenn es ihn denn gibt, fällt nicht auf und auch der Überhitzung des Sensors muss man nicht durch Bereithalten eines zweiten Kameragehäuses vorbeugen.

Sicher ist die Form der AF-101 nicht ein gelungener Design-Entwurf und auch wenn sie an eine Übergrosse Mittelformat Lichtschachtsucherkamera erinnert ist der Okularsucher an seinem Platz nur für den Stativeinsatz wirklich richtig. Ein externer seitlich angebrachter Sucher in Verbindung mit einem zusätzlichen Stütz- und Griffsystem kann da vielleicht Abhilfe schaffen und wir dürfen gespannt sein, was die Zubehörindustrie alles entwerfen und liefern wird. HA.Lusznat Pressefotos Panasonic

 

 

 

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