Der Umgang mit Speicherkarten für Filmemacher

06. November 2013

 

In den letzten drei Jahren kommen immer öfter Speicherkarten unterschiedlichen Typs als Aufnahmemedien bei der Akquisition zum Einsatz. Leider hat sich gezeigt, daß viele Produzenten und Filmemacher völlig unbedarft in den Workflow mit Speicherkarten einsteigen und die grundlegenden Voraussetzungen nicht verinnerlicht haben. Nicht immer sind es die horrenden Preise für Speichermedien des Typs P2 und SxS, die dazu führen, dass für die Drehphase nicht genügend Karten vorhanden sind und deshalb Sicherung und Neuformatierung anstehen. (CF-Karten mit 32GB kosten ca. 50€, und SD-Karten nur 20€, sind also kaum teurer als Bänder oder Disks.)

Das Löschen und Neuformatieren von Aufnahmemedien während eines Drehs ist ein absolutes No-Go. Es erfüllt von Haus aus den Tatbestand der groben Fahrlässigkeit. Ist ein Produzent nicht in der Lage, das Aufnahme Team mit ausreichend neuem oder vorformatierten Medien zu versorgen, dann trägt er allein die Verantwortung für das Aufnahmematerial.

Zu den grössten Problemen und den meisten Verwirrungen beim Einsatz von Speicherkarten führt erfahrungsgemäß die Verwaltung der Aufnahmemedien. Häufig wird mit verschiedenen Kameras teilweise parallel gearbeitet und bei schlechter Buchführung ist später niemand mehr in der Lage, fehlendes Material zu lokalisieren oder Fehler aufzudecken.

  1. Nummerieren Sie alle Speicherkarten vor Drehbeginn
  2. Machen Sie mit jeder neuen Speicherkarte eine Aufnahme, die Sie dann auch wiedergeben.
  3. Führen Sie Buch, in welcher Kamera, welche Speicherkarte an welchem Datum in welcher Reihenfolge verwendet wurde.
  4. Heben Sie alle Speicherkarten als Original auf, auch wenn sie doppelte Backups auf Festplatten gemacht haben, bis das Material erfolgreich und abspielbar in ein Schnittsystem eingelesen wurde. Bei Wiedergabe-schwierigkeiten hilft am Schluss unter Umständen nur das Original in der entsprechenden Kamera.

Es ist nicht die Aufgabe des Kameramanns, das Material am Ende des Drehtages zu sichern. Dafür gibt es Datawrangler. Es ist völlig ausreichend, die Originalspeicherkarten in einem guten Transportbehälter aufzubewahren, bis der Dreh abgeschlossen ist. Zu Filmzeiten und auch bei Videobändern ist man entsprechend verfahren. Nächtliche Sicherung von Aufnahmematerial durch übermüdete Teammitglieder stellt eine weit höhere Gefahr dar.

Die Datensicherung am Drehort erfolgt, wenn die Arbeitszeiten verträglich geregelt sind, mit einem speziellen Laptop, der allein zu diesem Zweck benutzt wird, und der nicht gleichzeitig für Recherche, Internetmailverkehr oder Skypegespräche verwendet wird. Festplatten und Kartenleser sollten über USB3.0, Thunderbolt oder Firewire angeschlossen sein, damit der Datentransfer zügig vor sich geht. Verwenden Sie möglichst nur Festplatten, die aus dem Laptop gespeist werden und vor allem in Ländern mit Netzschwankungen nicht abschalten, wenn das Stromnetz in die Knie geht. Da sollte der Laptop Akku als Puffer dienen.

Nach erfolgter Sicherung ist das zahlenmäßige Vergleichen von kopierten Ordnern, Dateien und Bytes nur ein Hinweis auf einen Erfolg. Damit verifiziert man nicht eine fehlerfreie Abspielbarkeit.

Jede Speicherkarte wird beim Sichern in einem eigenen Ordner abgelegt. Am Besten werden die Ordner wie folgt benannt:

  • Projektname_Stichwort_Kamera_KartenTyp01-02[Karte 1 von 2]-Datum
  • Hohenzollern_Fahrt_PMW200_SxS01-02_06-11-2013

Diese relativ langen Namen lassen eine eindeutige Zuordnung auch zu, wenn Ordner innerhalb der Struktur verschoben werden. Kopieren Sie den kompletten Inhalt der Seicherkarte in den entsprechenden Ordner, auch wenn Ihnen nicht einleuchten mag, warum leere Ordner auf der Speicherkarte mit kopiert werden sollen. In manchen Ordnern sind Steuerdateien und Anwendungen funktionieren teilweise nur problemlos, wenn die von der Kamera angelegte Ordnerstruktur komplett vorhanden ist.

Zum Schluss noch ein Tipp: Probieren Sie vor Drehbeginn den gesamten Workflow von der Aufnahme bis zum Schnittsystem mit den Geräten aus, die Sie für den Dreh verwenden wollen. Wenn man vom Abenteuer Filmemachen redet, dann meint man nicht das Chaos, das im Schneidetraum entstehen und schmerzhaft viel Geld kosten kann.

15. November 2013

Ergänzend bemerkt DIT Silvio Reichenbach dazu:

Ich sichere prinzipiell mit Silverstack Software, so hab ich immer einen Überblick über das gesamte Material, egal welches Format an Karten und Datenformat oder Kameramodell, eine Checksummenprüfung, eine sofortige Qualitätsprüfungsmöglichkeit, kann jeden Clip sehen und abspielen. Diese Software ist Versicherungstauglich für eine Negativversicherung und läuft bei mir auf einen extra eigenen Mac Book Pro. Die Datensicherung erfolgt immer mindestens doppelt auf externe Festplatten ( Raid ) über USB3,0, Thunderbolt, Esata, Firewire 800. Ich habe alle Protokolle ( Checksumme, Tagesminuten, Clips u.s.w. ) als PDF sofort verfügbar. Hiermit kann ich sicher auch am Tag überspielen und somit bei eventuellen Datenspeicherengpässen mehrmals neu formatieren.