Vor Drehbeginn Bastelstunde

07. März 2014

Mit den vielen neuen und aktuellen Kameramodellen ist jedes Mal vor Drehbeginn eine Bastelstunde angesagt, in der man versucht, die vorgefertigten Kamerateile zu einer funktionierenden und praktikablen Einheit zusammenzubauen. Ich habe inzwischen ein ganzes Sammelsurium von Bauteilen, Adaptern, Schrauben, Klemmstücken und Rohren. Aber jedes Mal kommt dabei ein Provisorium heraus, wo doch wieder etwas wackelt, aber es lohnt sich die Mühe nicht, auf Abhilfe zu sinnen, denn nächste Woche ist schon wieder alles ganz anders.

Für bestimmte Aufgaben drehe ich gerne mit einem kleinen Sony Camcorder, das kompakteste Modell der professionellen Serie mit den entsprechenden XLR Toneingängen. Oben auf dem Gerät gibt es einen Blitzschuh, an dem ein Handgriff mit Mikrofonhalterung und der Adapterbox für die XLR Toneingänge eingesteckt wird. Ich glaube nicht, daß irgend ein Sony Designer je mit dieser Kamera wirklich gefilmt hat, denn vorschriftsmäßig zusammengeschraubt ist das Teil so kopflastig, daß einem nach fünf Minuten die Hand weh tut. Besonders sinnvoll ist der Kopfhörerausgang angebracht, der direkt da liegt, wo man mit der rechten Hand den Camcorder in der Schlaufe hält.

 

Und jetzt kommt dieses berühmte Wort, das man als elder cinematographer nicht sagen sollte: früher...   da gab es Kameras, die haben funktioniert. Die hatten oben am Kameragehäuse einen Tragegriff, einen Handgriff mit Auslöser, waren gut balanciert und man konnte (könnte noch immer) richtige Filme damit drehen und die Lösung sah elegant aus:

Arriflex aus dem Jahr 1972
Man kann sich das gleiche bildgebende Gerät auch selber zusammenbauen, und dann sieht es so aus:

Zakuto Pressefoto

Vielleicht hänge ich da in Verklärung einer nie erreichten Utopie nach, die sich bei genauerem Hinschauen als eine diktatorische Industrievorgabe herausstellt, wo nach dem Motto Friss oder Stirb Kameras gebaut wurden, mit denen man zurechtkommen musste. Diese Geräte waren dann je nach Konstrukteur mehr oder weniger gut gelungen, prägten aber die Arbeitsweise gleich für Jahrzehnte, wie zum Beispiel die Arri SR/II/III von 1975 bis 2006.

RED One Darstellung aus dem Jahr 2008

Dem amerikanischen Hersteller RED kommt der Verdienst zu, aus Kameras Einzelteile gemacht zu haben. Verkauft wurde über die Webseite alles in Stücken, so daß die RED mit Anfangs nur 17.000 Dollar unschlagbar günstig war, aber den Kunden in einer funktionierenden Version mit Sucher und allen notwendigen Teilen dann mindestens das Doppelte wenn nicht Dreifache kostete. Die Mitbewerber mussten dieses Verfahren übernehmen.

Nichts gegen modulares Design und Vielfalt bei der Nutzung. Aber BMW kommt auch nicht auf die Idee, zwei Motorräder zusammenzuschrauben, um sie auch als Auto zu vermarkten und so den Gebrauchswert für den Käufer zu erhöhen. Auch die Käufer kommen nicht auf solch absurde Ideen. Beim Auto hört der Spass auf. Die Autoindustrie schafft es Fahrzeuge herzustellen, wo man nicht überall an der Karosserie Bohrungen findet, in denen man seine Rückspiegel, Haltegriffe, Scheinwerfer, Rückfahrkameras einschraubt, je nachdem, welches Zubehörmodell man bevorzugt.

Noch so ein Bastelteil aus meinem Arsenal: