Was macht einen guten Kinematografen aus?

10. Juni 2014

Das ist eine Frage, die man sich von Berufswegen immer mal wieder stellen sollte, um zum Kern des eigenen Tuns zurückzufinden. Aber es ist verdammt schwer, darauf eine Antwort zu finden, die das deutlich machen kann. Es sind manchmal nur kleine Nuancen, die eine Einstellung zum Bild machen und es braucht sehr viele Worte, es zu erklären. Jetzt bin ich auf eine Filmrolle von 1983 gestoßen, die in einer grandiosen Weise genau diese Frage beantwortet, obwohl es gar nicht intendiert war: Der renommierte Filmemacher Jean Rouch, Etnologe und Begründer des Cinéma Vérité, trifft in den Tuileries Garten vor dem Louvre den Kollegen und Fotografen Raymond Depardon, und sie sprechen hauptsächlich über Depardons Polizei Film "Fait divers". Rouch hat dieses Gespräch mit zwei Aaton Kameras gefilmt, eine führt er selbst, die andere Philippe Constantini.

Dann mitten im Gespräch soll Philippe seine laufende Kamera Depardon geben damit er demonstrieren kann, wie er die Liegende von Mailloll aufnehmen würde. Und ab diesem Augenblick erlebt man filmische Erzählung aus dem Stegreif, so wie Depardon es in seinen Filmen zelebriert.

Jean Rouch - Portrait de Raymond Depardon (1983)

Eclair KMT

Rouch bleibt uns sicher nicht als herausragender Bildermacher in Erinnerung, als Filmemacher hat er aber mit seiner Arbeitsweise das dokumentarische Kino grundlegend geändert, auch wenn ausschlaggebend nur ein verlorenes Stativ gewesen sein soll, daß zum exzessiven Gebrauch der Handkamera führte. Ob wahr oder nicht, Rouch hat auch die Technik mit vorangetrieben und seinen Film "Chronicle of a Summer" 1960 mit dem Prototypen einer selbstgeblimpten Eclair (KMT Coutant-Mathot) mit Michel Brault an der Kamera  gedreht. Schließlich kam dieses Gerät 1963 als Eclair NPR auf den Markt. Jacques Mathot war Eclair Chef und André Coutant der Konstukteur, der auch schon die Camflex entwickelt hatte.

Richard Leacock mit umgebauter Auricon Kamera

Parallel zur Eclair entstand in den USA unter der Initiative von Robert Drew bei Life eine Dokumentarfilminitative, die Auricon Kameras zu tragbaren Geräten umbaute und deren Filme von den Kameraleuten Leacock, Pennebaker und Maysles unter dem Begriff Direct Cinema.

Albert Maysles

zusammengefasst werden. Dazu gibt es einen interessanten Film, der die technische Entwicklung dieser Kamera wie auch der Eclair beschreibt: The camera, that changed the world; 2011, von Mandy Chang. Derivate dieser Kamera waren die spätere CP16/16R und die Frezzolini.  (alle Fotos aus den zitierten Filmen)