Die schöne neue Technikwelt und der Beruf des Kameramanns

17. Februar 2015

Neulich hat mich ein Regisseur für einen aktuellen Termin nicht erreicht, ist auf dem Weg zu dem Ereignis bei der Metro vorbeigefahren, hat sich eine Kamera gekauft und selbst gedreht.  Aus der Schachtel gleich zum Einsatz: besser kann es sich der Hersteller des Geräts nicht werbewirksam ausdenken. Und die Resultate lassen sich senden. So schnell ist man den Job los und so einfach steht ein Beruf zur Disposition. Das ist auch nicht der Geniestreich eines Individualisten sondern die Ausformung einer gesellschaftlichen Tendenz zur allgemeinen Medienkompetenz. Schön, wenn jeder sich im Medium ausdrücken kann, Bildaufbau, Komposition und Syntax beherrscht und in seinem Laptop Kopierwerk, Schneideraum, Titel-,  Synchron- und Mischstudio eingebaut sind.

Mit der WYSIWYG-Technologie, durch die man in Echtzeit sieht, was der Produktionsprozess an Resultaten hervorbringt, sind Erfahrungsschatz und Spezialisierung des Berufes transparenter und durchlässiger geworden. Wer heute ein Werkzeug kauft, der will nach dem Auspacken schon vorzeigbare Resultate erzielen und sich nicht erst 1000 Tage in den Gebrauch und die Handhabung einarbeiten müssen.Das Berufsbild Kameramann schwindet dahin, da hilft auch eine neue Namensgebung nicht. Das Umfirmieren unter neuer Bezeichnung zeigt eigentlich das Schwinden von Selbstverständlichkeiten. Der Beruf des Kameramanns stirbt aus. Die Position des Kameramanns wird es weiterhin geben, keine Frage, aber ein Beruf, den man erlernt, den man ausübt und von dem man sich in die Rente verabschiedet, wird es nicht mehr sein. Kameramann sein, bedeutet in Zukunft eine Position zu ergattern, die man vielleicht gut auszufüllen vermag, aber deren Kontinuität mehr von monetären Zusammenhängen und gruppendynamischen Prozessen und Zugehörigkeiten abhängt. Mit der massenhaften Verbreitung von Kameras hat sich auch die Funktion dieses Werkzeuges grundlegend verändert. Die Kamera ist längst nicht mehr der dunkle Raum in dem physisch die Bilder entstehen, die dann zu einem Film aneinander geklebt werden. Sie ist das Frontend einer digitalen Verarbeitungskette, nur einer unter vielen Sensoren in einem unendlich erweiterbaren Netz. Filme entstehen nicht mehr in der Kamera, sondern an den Knotenpunkten des Netzes, wo die dauernd auflaufenden Signale zu einer Inhaltsform zusammenmontiert werden. Der große Rundumwurf (Broadcast) weicht dem Jedermann Einwurf (Anycast), und diese Strukturveränderung betrifft alle Bereiche der Laufbildaufnahme, vom Live-Event bis zur fiktionalen Kinoproduktion. Auch wenn bei fiktionalen Produktionen immer noch Szene für Szene aufgenommen wird, zeichnen sich hier Tendenzen hin zu Intra-Netzwerken ab, bei denen die Arbeit mit der Kamera nur mehr Teile zu Bildern liefern muss, die dann im Rechner zusammengesetzt werden.Dieser Wandel wird wechselseitig durch technische Entwicklung und durch die Aneignung der Möglichkeiten (letztlich das Geld der Nutzer) von Seiten eines grossen Publikums vorangetrieben. Von Zeit zu Zeit muss man sich fragen, was die sich abzeichnenden Tendenzen für die Tätigkeit des Kameramanns bedeuten und wie sie in Zukunft das Berufsbild prägen werden:

 

  1. Kameras sind immer und überall

  2. Alle Kameras werden vernetzt

  3. Alle Kameras sind fernsteuerbar

  4. Alle Kamerabewegungen sind fernsteuerbar

  5. Alle Tätigkeiten um die Kamera werden auf das kostengünstigste Minimum reduziert

     

     1   Kameras sind immer und überall

    Da fährt jemand Ski, stürzt und verletzt sich schwer. Nur weil dieser Jemand Michael Schuhmacher ist, erregt dieser Fall weltweit Aufsehen. Und dann gibt es plötzlich zwei Videoaufzeichnungen von dem Sturz, eine von der Helmkamera des Gestürzten und eine von einem anderen Skifahrer, der zufällig gerade seine Freundin filmt. Milliarden von Kameras werden jedes Jahr in Handys, Laptops und Tablet-Computer eingebaut, allein die Zahl verkaufter Handys liegt schon über einer Milliarde pro Jahr. Seit es finanziell keinen Unterschied mehr macht, ob man ein Bild aufnimmt oder nicht, werden Bilder für alles eingesetzt und sind ein Hilfsmittel in der Alltagskommunikation geworden. Zu Überwachungszwecken werden immer mehr Kameras eingesetzt und auch die Tage des Türspions sind längst gezählt, weil sich mit der Kamera an seiner Stelle bequem vom Schreibtisch aus kontrollieren lässt, wer draußen steht. Mit immer besseren Bilderkennungsprogrammen werden Kameras auch zu Sensoren, die differenzierte Situationsbedingte Aktionen steuern können. Mit Kameras können Roboter die Lage von Teilen erkennen, können Nummernschilder gelesen oder einzelne Personen in Menschenmengen erkannt werden.Rückfahrkameras im Auto sind schon Standard. Man wird auch Haushaltsgeräte mit Kameras ausstatten. Eine Waschmaschine mit eingebauter Kamera kann das Kleidungsstück erkennen und Vorschläge für das Waschprogramm machen oder warnen, wenn bunte Stücke in die Kochwäsche geraten. Im Kühlschrank erkennt die Kamera das bevorstehende Ablaufdatum und das Gerät hält einen Rezeptvorschlag für ein Menü parat, der sich aus dem Inhalt herstellen lässt.

    Nokia Lumia 1020 Smartphone mit 41 Megapixel Kamera

    Mit einer horizontalen Auflösung von annähernd 8K  (7.712 x 5.360 Pixel) übertrifft Nokias Lumia Smartphone inzwischen schon professionelle High.End DSLR Kameras. Mit dem kleinen Gerät lassen sich Bilder erstellen, die soviel Auflösung bieten, daß man nachträglich hinein zoomen und im Bild schwenken kann. Beim Einsatz des 3-fach Digitalzooms sind für die Endbilder unter den Aspekten des gerade eingeführten HD Fernsehens keine wesentlichen Qualitätsverluste festzustellen. 

    OEM Kameramodul von Jenoptik für endoskopische Anwendung mit integrierter LED Beleuchtung Fotl: Jeanoptik

    Prinzipiell können Kameras heute auf einen einzigen elektronischen Baustein reduziert werden, der mit einem Objektiv versehen wird. Der Minaturisierung sind noch immer keine, nur die optischen Grenzen gesetzt, die auf den Strahlensätzen beruhen und sich nicht umstoßen lassen. Das Frauenhoferinstitut für integrierte Schaltungen in Erlangen hat im Rahmen des Projektes "Intelligente Kamera" ein Modul entwickelt, das komplett mit LTE Funkeinheit und Kamerakopf nur mehr 70 Gramm wiegt. Für den Film „The Way of the Eagle“ wurde die Kamera mit einer Schwenkvorrichtung auf dem Rücken eines Adlers befestigt und liefert eindrucksvolle Bilder aus der Flugperspektive des Raubvogels.

     

    2     Alle Kameras werden vernetzt

    Zwischen Kamera und Bilddarstellung gab es anfangs einen riesigen technischen Apparat und unüberwindbare räumliche Hindernisse. Man denke hier an Filmmaterial, Entwicklung und Projektion, oder an Bildwandler, Kabelstrecken, Richtfunk und Monitore. Mit dem Netzwerk ist prinzipiell jedes Bild nahezu in Echtzeit an jedem Ort möglich und das für jedermann. Im Internet kann jeder mit seinen Bilder alle erreichen, er muss nur die  Aufmerksamkeit bekommen. Zu SD Zeiten war man ausschließlich auf Fingerdicke Triaxkabel zur Bildübertragung vom Kamerakopf an eine Basisstation angewiesen. Heute gibt es viele Alternativen die nur jede denkbare Signalübertragung nutzen und dabei auf kostengünstig verfügbare Technik zurückgreifen. So lassen sich mehrere Mobilfunkkanäle bündeln und Livebilder ins Studio zu übertragen, Bluetooth und WLan werden genutzt. Über ein Koaxialkabel mit 6G lassen sich 4 HD Signale gleichzeitig leiten. Kameras werden Teil der Computer, IT- und Netzwerktechnik.

    3    Alle Kameras sind fernsteuerbar

    Die Netzwerkfähigkeit setzt voraus, daß man die Kamera auch fernsteuern kann. An einer elektronischen Kamera gibt es keine mechanischen Bauteile mehr, sieht man von den wenigen Modellen ab, die eine Umlaufblende verwenden oder mechanische Filterschieber haben. Schalter, Drucktaster und Hebel sind nur noch oberflächliche Interfacevarianten, die dem Benutzer den Direktzugriff erlauben intern aber elektronisch schalten und deshalb fernsteuerbar sind. Ein gesonderter Remoteanschluss mit CCU (Camera Control Unit) und RCP (Remote Control Panel) an der Kamera weicht im Rahmen des Netzwerkes der Kontrolle über Netzwerkkabel oder über ein WiFi Modul. Damit kann die Kamera mit Hilfe eines Apps vom Smartphone aus drahtlos ferngesteuert werden. Einerseits werden fortschrittliche Entwicklungen aus der Computer und Kommunikationstechnik in die bestehende Fernsehstudiotechnik integriert, so daß Studiokameras auch WiFi und Bluetooth Schnittstellen haben, Bilder über Tablets abrufbar sind und mit dem Smartphone Steuerfunktionen wahr genommen werden. Auf der anderen Seite werden die professionellen Fernsteuermöglichkeiten der Studiotechnik für POV Kameras erschlossen, so daß sich beispielsweise die Sinacam über das Sony RCP (Remote Control Panel) steuern lässt. Auch in dieser Beziehung wachsen Bereiche zusammen und verlieren ihre Spezialisierung.

    4    Alle Kamerabewegungen sind fernsteuerbar

    Die Kadrage bestimmt das gute Filmbild und macht die wesentliche Arbeit des Kameramanns aus. Es ist die Entscheidung, wo man die Kamera hinstellt und welchen Ausschnitt sie aufnimmt. Auch diese Arbeit ist fernsteuerbar. Remoteköpfe, Schienensysteme und teleskopierbare Kameraaufhängungen machen alle nur denkbaren Bewegungen und Positionierungen der Kamera möglich. Durch den Sucher muss heute niemand mehr schauen. Der Kameramann, als eine durch den Sucher schauende und den Apparat schwenkende Person ist definitiv ein Auslaufmodell. Waren vor 20 Jahren Power Pod und Hot Head noch Hightech und hauptsächlich den Hollywood Blockbustern vorbehalten, ist jede Form von fernsteuerbaren Schwenk- und Fahrtvorrichtungen für Kameras ein Zukunftsmarkt, der von vielen Anbietern bedient wird. Die Hamburger MAT als mobiles Ausstattungsteam für Spielfilme gestartet, hat heute nicht nur ein umfangreiches Angebot an ferngesteuerten Kamera Schwenk-, Hub und Fahrgeräten, sondern liefert komplette fernsteuerbare Studios, bei denen mehrere Kameras von einer Person am Rechner bedient werden.

    Immensen Zulauf auf den einschlägigen Messen hat die Berliner Firma Blackcam Systems, die eine vollständige Palette von auf Schienen fahrenden Remotekameras entwickelt hat. Die lassen sich programmieren und auf Knopfdruck abrufen.

    MAT Studio mit fahrbarem Kamera-Roboter

     

    5    Alle Tätigkeiten um die Kamera werden auf das kostengünstigste Minimum reduziert

    Es liegt auf der Hand, regelmäßig ablaufende Prozesse zu automatisieren, um Kosten einzusparen. Wo Bedienpersonal auch weiterhin erforderlich ist, wird man die Qualifikationshöhe für die auszuführenden Tätigkeiten auf ein Minimum absenken, so daß auch ungeschultes Personal mit geringen Lohnkosten beschäftigt werden kann. Ein Fernsehstudio mit hochqualifizierten Spezialisten wird zur automatisierten Studiobox mit Bedienpersonal. Wenn man heute noch jemanden im Nachrichtenstudio beschäftigen muss, dann nur zum Ausfegen. Eigentlich kann der Nachrichtensprecher mit Fußpedalen auch gleich die Kamerafahrten auslösen und Personal einsparen. Die Überwachungstechnik hat es mit ihren Domkameras vorgemacht. Warum soll man diese Möglichkeiten nicht nutzen, und komplette Konferenzen mit diesen Netzwerkverbundenen Kameras mitschneiden, dann entfallen auch die lästigen Leute, die beim Umhergehen mit ihren grossen Apparaten nur Aufmerksamkeit abziehen.

    Eine andere Möglichkeit Kosten zu sparen liegt in der gegenteiligen Strategie, durch extreme Spezialisierung bei gleichzeitiger Beschleunigung effizienter zu Arbeiten. Diese Tendenz ist bei aufwändigeren Produktionen zu beobachten und führt zu einer Industriealisierung audiovisueller Produktionen.

      

    Neue Technologien, die auf uns zukommen

    Nicht immer erkennen die Anwender den Nutzen neuer Technologie auf Anhieb. Wer braucht eine 4K Kamera, wenn er noch nicht vollständig auf HD produziert? Deshalb werden neue Anwendungs-varianten ersonnen, um den Verkauf der nächsten Gerätegeneration zu forcieren.  Sehr beliebt ist das Zoomen und Schwenken im Bild einer hochauflösenden Kamera, ohne dass man dadurch einen Qualitätsverlust für das Endbild in HD hinnehmen muss. Dieses Verfahren wird beschönigend mit Re-Framing bezeichnet und gibt den nachgeordneten Entscheidungs- und Bedenkenträgern weitere Möglichkeiten sich in kreative Gestaltungsprozesse einzumischen.

     

    Pansonic Super Wide Kamera UWC

    Panasonic hat vier Remotekameras in einem Gestell zu einer Superweitwinkel Kamera für 64:9 Bilder zusammengeschlossen. Alle vier Kameras werden bei Betätigung des Zooms automatisch so bewegt, daß sich im Resultat immer ein nahtloses 64:9 Bild ergibt. Man kann die Beitbildkamera für Sportereignisse einsetzen und über die Fernbedienung einen normalen HD Bildausschnitt mit schwenken. Das spart den direkten Kameraoperator und nebenbei hat man immer das gesamte Spielfeld im Blickfeld und verpasst für Rückblenden garantiert keine Aktion, die sonst vielleicht außerhalb des erfassten Bildwinkels stattfinden würde. Ein ähnliches System hat For-A für seine 4K Highspeedkamera FT1 entwickelt und nennt es das 4K Extraction System. Eine statisch montierte Highspeedkamera erfasst einen kompletten Vorgang, zum Beispiel das Trumspringen. Der Operator kann dann für die Zeitlupe am Touchscreen in das Bild hinein zoomen und mit schwenken. Das physische Schwenken der Kamera wird dadurch überflüssig,  die Arbeit wird in den Kontrollraum verlegt und kann gebündelt werden. Ein Operator kann mehrere dieser Kameras parallel bedienen.

     

    Das Bediengerät zur For-A FT1 Hightspeed Kamera, Zoomen und Schwenken mit dem Touchscreen

    Die Panocam der Firma MidworldPro besteht aus 16 Hitachi 2/3“ Kameras mit je 1600x1200 Pixeln, bestückt mit 25mm Fixfokus Objektiven. Das gesamte Array wiegt 25kg. Der dazugehörige Server kann 3.75 TB Daten speichern, was für ca. 3 Stunden Aufnahme reicht. Mit diesem Gerät kann man bei Sportevents nichts mehr verpassen. Zum einen hat man mit einem Kamerawinkel von 102° x 40° permanent das gesamte Spielfeld im Blick und kann auch nachträglich einzelne Spielsituationen als Ausschnitt aus dem gesamten Feld wiedergeben werden.

     

    Die PanocamOne von MidworldPro oben und unten eine Darstellung, was sich mit ihr erreichen lässt.

    Auch das von der NHK in Kooperation mit Hitachi entwickelte 8K Super High Vision Aufnahmesystem taugt zunächst hauptsächlich für solche Anwendungen.

     

    Woran die Forschung arbeitet

    Das Objektiv ist in der Kameraentwicklung der einzig konstante Faktor, denn die Strahlensätze der Physik lassen sich nicht auf den Kopf stellen, weshalb Objektive sich, will man bestimmte visuelle Wirkungen erzielen, nicht verkleinern lassen. Der Run auf Gross-Sensor Kameras mit ihrer differenzierten Schärfentiefe zeigt dieses Dilemma auf. Die Objektivhersteller sind augenblicklich die Gewinner bei der Anwendersuche nach dem gewünschten Look. Aber schon wird in den Laboren an Lösungen gebastelt, um dieses Nadelöhr zu umgehen und erste Lösungsansätze zeichnen sich ab.

     

    Versuchs-Lichtfeldkamera des Frauenhoferistituts IIS aus 16 Handymodulen auf der IBC 2013

    Die Lichtfeldkamera besteht wie die oben beschriebenen Modelle aus einer matrixmäßigen Anordnung vieler Kameramodule und generiert ihre Bilder aus der Berechnung vieler Einzelkamerabilder. Bei dieser Lösung geht es nicht um das ultimativ Machbare, sozusagen um das Spitzenprodukt von Sensor, Pixelanzahl und Optik, sondern um viele gewöhnliche Kameramodule die gemeinsam durch ein Rechenprogramm das Optimum an Wirkung erzielen. Und weil 16 oder 64 Handykameras garantiert günstiger sind als ein 8K Sensor verspricht dieser Ansatz kostengünstige aber hochauflösende Kameras. Durch die flächenmäßige Anordnung der einzelnen Elemente sind zusätzlich eine Reihe von Möglichkeiten gegeben, die weit über das hinausgehen, was normale Kameras heute können. Es entstehen multiple 3D Kameras mit unterschiedlicher Basis in XY Richtung und durch die zusätzlichen räumlichen Informationen können die Entfernungen der Objekte bestimmt werden. Bei Lichtfeldkameras kann man nachträglich die Schärfeebene festlegen und verschieben. Gleichzeitig sind Kamerafahrten simulierbar, die von echten Fahrten nicht zu unterscheiden sind. Kamera-Slider werden dadurch überflüssig. Gleichzeitig lässt sich der Dynamikumfang durch HDR-Technik steigern.

    Lichtfeldkameras brauchen aber immer noch Objektive. Wahrscheinlich geht es auch ganz ohne Optik. Den Bell Labs ist die Konstruktion einer ersten Kamera gelungen, die ohne Objektiv auskommt und scharfe Bilder aufnehmen kann. Prinzipiell handelt es sich um eine multiple Lochbildkamera mit nur einem RGB Pixel als Aufnahmesensor. Als Blende dient ein LCD Panel mit ungefähr 65 tausend Pixeln von denen jedes einzelne auf Durchlass geschaltet werden kann und somit als Lochblende dient. Ein Bild wird aufgenommen, indem zufallsmäßig einzelne Pixel der LCD Blende geöffnet werden. Schon mit 25% der möglichen Lochblenden kann man durch den nachfolgenden Rechenprozess brauchbare Bilder machen. Die Methode wird als compressed sensing bezeichnet, weil eine vergleichsweise geringe Anzahl von Messungen zu einem Ergebnis führt.

     

    Schematische Darstellung der Anordung der LensLess Camera

    Um einfache Laufbildaufnahmen zu machen, braucht man heute keinen Kameramann mehr. Diese Tätigkeit gehört inzwischen zur Allgemeinqualifikation umfassender Berufsbilder und wird vom Journalisten gleich miterledigt. Vielleicht trifft die 70er Jahre Bezeichnung Filmemacher am genausten diese rundum Talente, die recherchieren, organisieren, schreiben, filmen und schneiden. Wer in der industriellen Filmherstellung arbeitet, kann durch Spezialisierung seine Position stärken und sich bis zu einem gewissen Grad unabdingbar machen, bis zuweilen technische Neuerungen genau diese Spezialisierung obsolet werden lassen. Und weil Film auch immer ein kollektives Gefühlserlebnis ist, können sich Auffassungen in kurzer Zeit grundlegend ändern. Wenn Unschärfe im Bild vor Jahren ein unverzeihlicher Fehler war, so ist sie inzwischen durch häufiges Auftreten durchaus akzeptabel.

    Auch in unserem Berufsfeld bleibt nichts, wie es ist.

    Dieser Artikel erschien in ähnlicher Fassung Anfang 2014 im Film&TV Kameramann.

     

     

     

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