Objektive im Zeichen von xK

17. März 2015

Ein Symposium des Studienzentrums für Filmtechnologie an der Hochschule für Film und Fernsehen

Nie hat sich die Auflösungsfähigkeit optischer Systeme so schnell entwickelt, wie in den letzten Jahren. Der Sprung zu HD ist noch nicht einmal vollständig abgeschlossen, da wird 4K zum neuen Produktionswerkzeug, 8K Geräte sind im Prototypen Stadium und von 16K wird als Möglichkeit geredet. Gleichzeitig und paradoxer Weise suchen Kameraleute nach alten und anderen Objektiven und handeln dem technisch Machbarem zuwider. Das Diktat maximaler Auflösung wird zu Gunsten von emotionalen und stimmungsvollen Bildern aufgegeben.

 

Dr. Peter C. Slansky, Objektiventwickler und Kameraleute – Einführung in einen Dialog

Gastgeber Dr. Peter Slansky eröffnete den Dialog zwischen Kameraleuten und Objektivherstellern mit den Ergebnissen einer Umfrage zu Objektiven unter Kameraleuten, an der sich 442 Kollegen beteiligten und deren Ergebnisse man unter folgendem Link nachlesen kann.

http://media02.culturebase.org/data/docs-hff/Artikel_Kameramann_Objektivumfrage.pdf

 

Axel Block, Wie wähle ich meine Objektive

Kameramann Axel Block (bvk), Professor an der HFF, beschrieb an den persönlichen Filmprojekten seine Kriterien für die Auswahl von Objektiven. Den ersten Schimansky Tatort hat er 1981 hauptsächlich mit einem Zeiss Highspeed Objektivsatz gedreht, bestehend aus vier Brennweiten. Diese Objektive ermöglichten damals eine Fotografie, die stark das vorhandene Licht in Szenen mit einbezog. Und für alle, die glauben daß früher alles besser war. Die Drehtage für einen Tatort lagen da schon zwischen 22 und 25 Tagen.

Kameraliste vom ersten Schimansky Dreh

Dr. Hubert Nasse, Das Objektiv im Zeichen von 4K und mehr

Dr. Hubert Nasse ist bei Zeiss Staff Scientist und kümmert sich um die Anwendungstechnik. Er beschäftigte sich in seinem Vortrag viel mit den Grenzen optischer Systeme, den Grenzen der Auflösung des Auges, den Auflösungsgrenzen von Objektiven durch Beugung, und der Leistung von alten Objektiven im Vergleich zu aktuellen Typen. Was auf den Messkurven im Diagramm  dramatisch unterschiedliche aussehen mag, hat manchmal im direkten Bildvergleich der Resultate keine so gravierenden Auswirkungen. Viele von Dr. Hubert Nasses Vorträgen und Publikationen finden sich im Internet.

 

Tom Fährmann, Atmosphäre und Emotionalität im Wandel von analogem zu digitalem Filmen

Kameramann Tom Fährmann (bvk) erklärt den Wandel in der Auswahl von Objektiven, der  bei vielen Kollegen stattfindet, mit dem Übergang von der analogen zur digitalen Filmtechnik. Die analoge Technik mit ihrem Weg über Negativ, Interpositiv und Internegativ hatte einen erheblichen Auflösungsverlust zur Folge und musste den durch einen Überhang an Auflösung bei der Aufnahme vorbeugend kompensieren. In der digitalen Kette geht nun zwischen Kamera und Projektion nichts mehr verloren und das Maximum an Auflösung kann sich in der filmischen Erzählung als kontraproduktiv erweisen. Da ist manchmal weniger mehr.

 

Wolfgang Bäumler, K oder Chrarakter: Anamorphoten und digitale Kameras

Wolfgang Bäumler, einer der Gründer von Vantage Film, dem Hersteller der Hawk Anamorphoten, erklärte die Philosophie der Firma und ihre verschiedenen Objektivserien. Neu im Programm ist ein spährischer Objektiv Satz mit Anfangsblende F1.0, der angestoßen vom Leica Noctilux nun für den Filmbereich eine ganze Brennweitenreihe bietet.

 

Jonas Sprietersbach und Till Cöster, Look Vergleich verschiedener Objektive

Die beiden HFF Studenten Jonas Sprietersbach und Till Cöster haben in einem umfangreichen Test sieben Objektivsätze an einer Alexa mit einem speziell eingerichtetem Testmotivset verglichen und eine umfangreiche Standbild DVD erstellt.

 

Dirk Fobker, Von 2k bis 8k  - Objektivtechnologien für Cine und Broadcast

Dirk Fobker von Canon zeigte an Beispielen den aktuellen Stand der Entwicklung von Canons Broadcast und Cine Objektiven. Canons Cine-Festbrennweitensatz basiert auf Fotoobjektiven, zeichnet das Vollformat aus und wird ausschließlich in EOS-Fassung geliefert.

 

Stephan Vorbrugg,  Was machen verschiedene Objektive mit Gesichtern

Stephan Vorbrugg, Kameramann (bvk) und Dozent an der HFF hat in einem Seminar mit Studenten die Wirkung verschiedener Objektivbrennweiten auf Gesichter untersucht und an den Beispielen von asiatischen, afrikanischen und europäischen Gesichtern gezeigt, warum Fotografen für Portraits schon immer bestimmte Brennweiten bevorzugen.

Am Schluss herrschte auf Seiten der Objektiventwickler etwas Ratlosigkeit. Wenn die Steigerung von Auflösung und Kontrast  nicht mehr Entwicklungsziel sein sollen, was soll man dann machen? Die Vorgabe: ein anderer Look ist ein sehr diffuses Ziel. Vielleicht erfindet ja jemand ein variables Baukastensystem mit dem sich verschiedene Visualisierungen realisieren lassen.

Gruppenbild der Referenten