Imago Kongress in München: Teaching Cinematography

16. März 2017

Unterrichten gehört zu den liebsten Nebenbeschäftigungen der Medienschaffenden und so war auch das große Interesse an der IMAGO Konferenz Teaching Cinematography (13.-14.März in der HFF München) verständlich. Mit mehr als 65 Ausbildungsinstitutionen im deutschsprachigen Raum, und da sind nur die größeren gezählt, ist es nicht verwunderlich, dass man international einen ganzen Kongress mit unterrichtenden Kameraleuten veranstalten kann. Hier kurz die Highlights der verschiedenen Vorträge mit den jeweiligen Links auf Webseiten der Ausbildungsstätten mit weiterführenden Informationen.

Dr. Johannes Steurer  ist Principal Engineer bei Arnold und Richter in München. Er stellte drei neue Technikentwicklungen vor, die demnächst auf die Cinematographers zukommen werden, und mit denen man sich zumindest in der Theorie schon beschäftigen sollte. Die Lytros Lichtfeldkamera ist augenblicklich noch ein Monstergerät und für die praktische Filmproduktion noch viel zu teuer. Mit der Lichtfeldtechnik, bei der die einen Pixel treffenden Lichtstrahlen auch in ihrer Richtung verfolgt werden können, erhält man zusätzlich Entfernungsinformationen, kann die Schärfenebene wählen und nachträglich variieren und so auch Bildelemente vom Hintergrund freistellen, die Methode des Green oder Bluescreens. Viele Kamerahersteller experimentieren mit 360 Grad-Aufnahme-Rigs. Arri hat zusammen mit dem Frauenhofer Institut ein 360 Grad Spiegelrig entwickelt, bei dem mit 7 Alexa Mini Kameras ein Rundum Bild generiert wird, das keine problematischen Winkellücken und Überschneidungen produziert.

Mikrosofts Hololens VR Brille ermöglicht das Einblenden von Projektionen in reale Raumumgebung, was die Firma in einem Youtube Video darstellt. Aus dieser Brille werden sich viele Anwendungen ergeben, bei denen entsprechender bewegter 360 Grad Kontent hergestellt werden muss. Das geschieht zum Teil im Volumetric (maßanalytisch) Studio.

 

Stephen Lighthill von 2012-13 Präsident des ASC und Cinematographer at the American Film Institute Conservatory stellte das Ausbildungsprogramm des AFI vor. Den Studenten werden immer wieder Beschränkungen auferlegt, damit sich ihre Arbeit auf wesentliche Gestaltungsprozesse konzentriert. Das Überangebot an technischen Möglichkeiten kann schnell Aufmerksamkeit und Energie abziehen. Deswegen hält man Beschränkung für ein wichtiges Mittel in der Bildungsarbeit. Beispielsweise bekommt der Student einen Satz: Ich bin in Großmutters Zimmer, die gestern gestorben ist, und weiß nicht was ich tun soll. Diesen Satz gilt es in einem Bild (Standbild) auszudrückt. Dafür hat der Student 3 Stunden Zeit.   Jeder Student hat, ähnlich wie ein Schiff, ein Buch mit schon vorgefertigten Seiten, in das er alles hineinschreibt, was und warum er es tut. Stephen Lighthill betonte auch, daß man den Unterricht immer wieder an die neuen technischen Gegebenheiten anpassen muss, das es keinen Sinn macht, Beleuchtung mit Glühlichtscheinwerfern zu üben, wenn überall nur noch LEDs verwendet werden. Auf eines dringt er aber: Jeder Student soll sich einen Belichtungsmesser kaufen.

 

Stefan Grandinetti , bvk und Professor an der Hochschule der Medien Stuttgart, hat neben dem Lehr-auch einen Forschungsauftrag. 2012 hat er sich zusammen mit Jan Fröhlich für HDR interessiert und die Möglichkeiten in diesem Bereich ausgelotet. Es ging bei den Untersuchungen um die Darstellbarkeit von HDR mit 18 Blendenstufen, und weil keine Kamera einen solchen Kontrastumfang einfangen kann, wurden zwei Alexa M Kameras über ein Spiegelrig gematched und mit einem Versatz von 4 Blendenstufen parallel betrieben.  Ist die Kamera für die Highlights oberhalb des Spiegels angebracht, steuert sie bei dieser Methode zum späteren Bild ungefähr 6%, die für den Lowlightbereich hinter dem Spiegel  94%  zur Bildinformationen bei. Vortag PDF01 und PDF02.

 

Youri Neyman (ASC), Lehrer an der Fortbildungseinrichtung Global Cinematography Institute, glaubt dass Cinematographer Arbeit in der Video Game Industrie finden können, denn dort werden in 3D Räumen letztlich auch nur Filme gedreht, bei denen es darum geht, die Kamera zu führen und das Licht zu setzen. Wer Filme dreht, dem fällt es nicht schwer bei einer Spielszene zu entscheiden, von wo und wie das Licht kommen und welchen Bildausschnitt der Spieler sehen soll, Entscheidungen, für die Spiele-Entwickler oft extrem lange brauchen, weil sie den Umgang mit dem filmischen Handwerkszeug nicht gelernt haben.

 

Peter Slansky, Technik Professor an der HFF hat über die Jahre hinweg immer wieder damit zu tun, wie man Studenten neue zukunftsträchtige Technologien nahebringt, die sie für ihre aktuellen Projekte nicht unbedingt brauchen. Neben den drei rudimentären Methoden mit Druck, Überzeugen oder Experimentieren hat er verschiedene Elemente entwickelt, durch die Studenten experimentell Technik erfahren.  Ein Instrument ist die Battle of the Systems, bei dem fünf bis 6 aktuelle Kameramodelle gegeneinander in Filmset Situationen verglichen werden.

 

Ludger Pfanz von der Hochschule für Gestaltung und dem Zentrum für Kunst und Medien (ZKM) Karlsruhe beschäftigte sich in seiner Präsentation mit VR und 360Grad, die nicht ganz so neu zu sein scheinen, zumindest gab es schon in der Vergangenheit Entsprechungen. Er beschäftigte sich mit den Möglichkeiten, mit diesen neuen Mitteln Geschichten zu erzählen und eine Dramaturgie zu entwickeln. Ein großes Problem bei 360 Grad Projekten ist immer die Frage, wie erkläre ich die Anwesenheit des Zuschauers.

 

Charles Poynton ist ein Kanadischer Wissenschaftler und Experte für Farbe. Die 1080 Zeilen von HDTV gehen auf ihn zurück. Gerade die Farbwahrnehmung ist ein komplexer von der Subjektivität des Betrachters abhängiger Prozess, wobei die beste Wiedergabe mit dem Display erreicht wird, mit dem auch das Mastering des Films vorgenommen wurde.

 

Philippe Ros (AFC) und Rolf Coulanges (BVK) haben sich im Rahmen der IMAGO mit anderen Kollegen des neuen X-ONC Format von Sony angenommen und es im Sony Digital Motion Picture Center im Pinewood Studio ausführlich getestet, wobei es hauptsächlich um die Hauttonwiedergabe ging. Wesentliche Unterschiede zwischen RAW und X-OCN Aufzeichnung konnten nicht festgestellt werden, wobei die vorgestellte Testsituation die X-OCN Kompression nicht bis an die mögliche Grenze der Leistungsfähigkeit getrieben hat. Mehr von den Testaufnahmen wird es demnächst auf der IMAGO Webseite zu sehen geben.

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