Zukunft des Dokumentarfilms oder wie sich die Katze in den Schwanz beißt

17. November 2017

In regelmäßigen Abständen fühlt sich ein Verband, eine Interessenvertretung oder eine Institution berufen, die Frage nach der Zukunft des Dokumentarfilms zu stellen. Dazu werden dann die üblichen Verdächtigen eingeladen und kommen zu den immer gleichen Erkenntnissen.

Diesmal war es der Bayerische Journalisten Verband der anlässlich eines internen Meetings am 16. November in die HFF eingeladen hatte, weshalb natürlich auch die neue Professorin für Dokumentarfilm und Fernsehpublizistik Karin Jurschick auf dem Podium saß. Zusammen mit der Regisseurin Doris Metz vertrat sie die Seite der Dokumentarfilmmacher. Petra Felber war als Redaktionsleiterin Dokumentarfilm des BR zugegen, eher zwischen den Stühlen platziert, weil sie mehr ermöglichen will, als sie kann.

Karin Jurschick und Doris Metz

Seit annähernd 100 Jahren gibt es abendfüllende Dokumentarfilme. Da hat sich über die Zeit eine stabile und anerkannte Erzählform herausgebildet, der die wie auch immer gearteten Verteilungswege nichts anhaben können. Dokumentarfilme wird es auch noch weitere 100 Jahre geben, die Zukunft ist gesichert.

Die einzig interessante Frage ist: Wo gibt es Geld?  Damit alle die unbedingt machen wollen, auch einmal zum Zuge kommen.

Petra Felber und Moderator Harald Stocker 

Man kennt eigentlich alle Argumente, die aufgetischt werden: Die Gier nach der Quote ist eine falsche Orientierung, die Quote kann beim Dokfilm nicht steigen, wenn er so spät kommt, die Filme brauchen mehr Etat, wenn sie international Beachtung finden sollen, die Macher werden so kurz gehalten, daß sie sich ausbeuten müssen und den Mindestlohn nicht erwirtschaften, die Zuschauergelder werden für Sportereignisse verpulvert, die Anstalten laufen dem Mainstream hinterher und erfüllen ihren Auftrag nicht, wenn sie keine Quote haben, dann werden sie von den Gegnern ganz abgeschafft.

 

Und dann kommt doch eine neue Information: Ob ein Dokumentarfilm zur Primetime oder spät am Abend läuft, ändert nichts an den Zuschauerzahlen. Beim BR hat man Buena Vista Social Club um 20.15 platziert, berichtet Petra Felber, und auch nicht mehr Zuschauer bekommen, als bei einem späten Sendetermin. Das würde bedeuten, daß die Gruppe Dokumentarfilm-Zuschauer begrenzt und sehr zielgerichtet ist, was man durch Zuschauerforschung verifizieren könnte. Helfen tut das auch nicht und die Frage bleibt: Wo gibt es Geld für den Dokumentarfilm.