Das Steadicam M1 Volt zum ersten Mal in Deutschland

21. Februar 2018

Anlässlich der Steadicam Lounge 2018 im Rahmen eines internationalen Workshops veranstaltet von der Münchner Firma Betz Tools konnte man das neue Steadicam M1 Volt von Tiffen begutachten und ausprobieren.
Die elektronische Echtzeit-Lagestabilisierung ist die Kerntechnologie des moderner Remotehead und Gimbal Equipments. Natürlich hat die Steadicam Gemeinde die neuen technischen Möglichkeiten von Anfang an aufgegriffen und versucht, das Neue mit dem Bewährten zu verbinden, um bestehende Beschränkungen in der Kamerabewegung aufzuheben, den Aktionsradius zu erweitern und die Alltagsarbeit zu perfektionieren. Schon bei Aufkommen der ersten elektronischen Gimbals haben verschiedene Operator versucht, das Steadicam mit dem neuen Gerät zu kombinieren.

Auch Steadicam Erfinder Garett Brown hat sich intensiv mit der neuen Technologie auseinandergesetzt und nun mit dem Steadicam M1 Volt eine einfache und geniale Lösung präsentiert, die die traditionelle Technik mit den elektronischen Korrekturmöglichkeiten kombiniert.


Das Steadicam M1 Volt hat einen elektronisch stabilisierten kardanischen Gimbal, d.h. der bisher übliche Gimbal ist um eine Motoreinheit erweitert. Dazu gehört eine Steuerbox. Ansonsten ist das Steadicam M1 Volt identisch mit dem bisherigen M1 Rig. Das M1 Volt wird anders balanciert.

Bild Tiffen

Der Gimbal wird im Gegensatz zu bisher genau im Schwerpunkt des Rigs justiert, die Massenverteilung von Oben und Unten ist ausgeglichen und Beschleunigungskräfte bewirken kein Wegkippen des Posts. Die Motoreinheit des Gimbals ist wie ein L um das kardanische Gelenk gelegt und steuert über zwei Achsen per Zahnriemen die senkrechte Ausrichtung. Unter der Kamera-Bühne braucht es dazu eine Steuereinheit, die die Raumlage ermittelt und über drei Einstellknöpfe die Korrekturstärke in den drei Raumachsen variabel macht. Am Gimbal selbst gibt es gut mit dem Daumen erreichbar einen Druckknopf zum Umschalten zwischen zwei Modi.


1. Das Gerät richtet sich selbstständig immer wieder mit virtueller Bodenlastigkeit senkrecht bei genauem Kamerahorizont aus
2. Das Gerät verharrt im Winkel, in den der Operator es gebracht hat

Einfach beschrieben wirkt die Elektronik wie eine Friktion und ist ähnlich zu einem angebauten Gyro Kreiselstabilisator der die Einstellungen festhält, bis der Operator sie durch Druck verändert. Die Elektronik erzeugt eine fiktive Bodenlastigkeit. Was so einfach klingt erfordert eine ausgeklügelte Steuerung auf zwei Motorachsen und eine aufwändige Technik. Die Patentschrift über das Prinzip, das dahinter steht, umfast 66 Seiten. Will man eine Kreisfahrt um eine Säule machen, wobei die Kameraachse schräg nach oben auf beispielsweise eine Figur auf der Säule gerichtet ist, gestaltet sich mit schräg gestelltem Post diese Aufgabe als sehr schwierig. Einfacher ist diese Einstellung mit einer schwenkbaren Kamerastage zu realisieren, d.h. der Post steht senkrecht, die Kamera wird unter der Stage in eine entsprechend schräge Achse gekippt. Mit senkrechtem Post ist das beschreiben einer Kreisfahrt wesentlich einfacher. Mit dem Steadicam M1 Volt ist diese Aufgabe auch mit schräg gestelltem Post einfacher zu realisieren.
Der Wechsel auf die Lowmode Einstellung ist mit dem M1 Volt denkbar simpel. Man dreht das Rig nur auf den Kopf und weil alles genau im Schwerpunkt justiert ist, sind keine weiteren Einstellungen notwendig. Im Augenblick wird die Motoreinheit noch per Kabel mit dem Rig verbunden, was etwas lästig ist. Aber eine Lösung mit integriertem Akku und Signalfernsteuerung wird angestrebt. Das Steadicam M1 Volt ist für den geübten Operator sofort zu verstehen, ist im Aufbau sehr kompakt und verhilft zu einer größeren Präzision. Direkte Übergänge von Low- zu Highmode sind nicht realisierbar. Für solche Anforderungen muss man das Gerät beispielsweise mit dem Drehkäfig des MK-V Ω kombinieren.
(Steadicam® ist ein eingetragenes Warenzeichen/ alle Fotos HA Lusznat)