Warum VR nie ein Kinoerlebnis wird

9. Mai 2019

Futuro Haus vor der Pinakothek der Moderne in München    (Foto HA Lusznat)

Das Dokfest München ist ganz rührig, wenn es um die neuen technischen Möglichkeiten geht und schon sehr früh hat man sich diesen zugewandt. Vor zwei Jahren gab es ein ersten VR-Pop up Kino und zum 34. Dokfest im Jahr 2019 wollte man in etwas abgewandelter Form diesmal auf der anderen Seite der Pinakothek der Moderne im Futuro Space Age Kunststoffhaus (siehe oben) das öffentliche Vorführerlebnis bei freiem Eintritt wiederholen.

7 Filme waren eingeladen, drei aus Deutschland und vier aus Kanada. Inzwischen stellt sich  bei vielen Angeboten die Frage, wie kommt beispielsweise die Kooperation zwischen den beiden Ländern zu Stande, und ist sie inhaltlich motiviert oder wird sie angetrieben von Fördertöpfen, die sich durch geschickte Projekt Konstellationen abgreifen lassen. Entsprechend hoch ist die Zahl der Förderer und Partner, die sich dann alle im Tätigkeitsbericht das Pop up Kino(man hört es förmlich Ploppen) zu Gute schreiben können. 30 Jahre währt schon die Zusammenarbeit zwischen Quebec und Bayern, ein Jubiläum also steht hinter der gemischten VR-Erfahrung.

Pressekonferenz vor dem Futuro Haus  (Foto Lusznat)

Von den vielleicht 50 Teilnehmern der Pressekonferenz ist der geringere Teil aus der Zunft der berichtenden und schreiben Journalisten, die verständlich, einen Blick auf die Produktionen werfen wollen und dann in auf 5 Teilnehmer beschränkten Gruppen vorbei an zwei Torwächtern im Futuro Haus im Sessel Platz nehmen können. Leider bin ich der Letzte der ersten Gruppe, und ich habe mir wie empfohlen schon Gedanken gemacht, was ich sehen will. "V-Aria", Deutschland von Daniel Moshel gedreht in der Münchner Oper. Das geht leider nicht, ein Kollege schaut den Film gerade und man kann ihn nicht auf zwei Brillen gleichzeitig legen. „Crossing Borders“ ist meine nächste Wahl, von Emil Spiewok, eine Moped-Reise von Südvietnam durch Kambodscha bis nach Bangkok. Den schaut auch schon ein anderer. Ich entscheide mich für „Travelling While Black“, von Roger Ross Williams aus Canada. Der ist frei, eine Brille gibt es, aber keinen Kopfhörer. Ich schalte auf den typischen Ostblockmodus mit der Frage, was geht denn, was gibt es?, und wäre zufrieden mit allem was ich bekommen kann. Es gibt noch einen PC gebundenen VR Sichtplatz auf dem „Manic VR“ aus Canada läuft, von Kalina Bertin. Ich nehme erwartungsvoll Platz und noch bevor ich die Brille aufsetzen kann, stürzt der Rechner ab. Eine 16mm Projektion mit Siemens 2000 war einfacher zu handhaben, als dieses Gewirr von Brillen, Kopfhörern, Fernbedienungen und PCs. Als der Rechner wieder einsatzfähig ist – die ersten Kollegen haben inzwischen das Kunststoffhaus schon wieder verlassen – stellt sich die VR-Brille als zu klein heraus und ich muss meine eigene Brille abnehmen. Dann sehe ich einen interessanten Film, leider auch ohne Ton, denn die integrierten Kopfhörer sitzen irgendwo an den Schläfen. Manic VR ist dann nicht wirklich ein Dokumentarfilm, eher die Visualisierung psychischer Depressions- und Angstzustände, was nicht so wichtig ist, wenn man ein VR-Erlebnis geboten bekommt. Sicher war es der erste Tag des VR Pop Up Kinos und mit der Übung kommt die Routine und noch bis zum 19.05 kann man alle Filme bei freiem Eintritt zwischen 10 und 18.00 Uhr sehen.

Internetseite der BLM zum Pop Up Kino.