Das Architektenhaus, der Investor und ich

 31.Oktober 2019

Das Haus Bauerstrasse 9 in München wurde 1929 vom Architekten Julius Metzger für die jüdische Kaufsmannsfamilie Uhlfelder geplant und gebaut und war nach dem Krieg lange Zeit Eigentum der Hessischen Hausstiftung, die es vor 7 Jahren dann verkaufte. Inzwischen ist das Gebäude an den dritten Eigentümer weitergereicht worden und hat dabei durch kosmetische Verschönerung und eine Abgeschlossenheitsbescheinigung zur Aufteilung eine Wertsteigerung von 9 auf ca. 14 Millionen erfahren.

Jetziger Eigentümer ist Christoph Gröner. Seit 1998 Jahre hatte ich im Keller dieses Hauses mein Gerätelager und war jetzt einer der ersten Mieter, die durch die neuen Eigentümer gekündigt wurden. In den Kellerräumen soll eine neue Wohnung entstehen, obwohl zur Straße hin der Keller unter dem Gehsteig Niveau liegt. Zur Rückseite hin liegen die Räume etwas tiefer als der Hof.

Meine ehemaligen Räume mit Fenster zum Hof.

Wahrscheinlich entsteht irgendwann eine durch die Einbeziehung weiterer Kellerräume eine „Gartenwohnung“, die sich leicht für 1,2 Millionen Euro veräußern lässt.

Die Hausfront noch mit alter Haustür.

Es sind immer dieselben Methoden, mit denen bei geringem Mitteleinsatz eine Immobilie aufgewertet werden soll: Goldenes Klingelschild, weißer Kies im Vorgarten, Sichtverschlag für die Mülltonnen, neues Hoftor, neue Haustür, neue Briefkästen. Natürlich sahen die Maßnahmen der diversen Investoren Dachgeschossausbau und Balkons auf der Rückseite vor, denn mit einem Balkon kann man bis zu 15% mehr Miete erwirtschaften und die Maßnahme ist relativ kostengünstig durchführbar.

Der Kies sieht schon kurze Zeit später .... aus.

Mit Chrisoph Gröner hat das Haus nun einen Vorzeige Investor zum Eigentümer und in all seinen Äußerungen ist er immer besonders stolz auf seine persönliche Leistung. Er arbeitet viel und ereifert sich in einem Film und in der ZEIT: "Das ist dieses verblödete Denken, das vorherrscht: Da hat einer Geld verdient, und der ist vermögend geworden, und das hat er einem anderen geklaut." Gröners Vermögen wird auf 80 Millionen geschätzt. Auch ich habe in 42 Jahren viel gearbeitet und keine einzige Million auf die Seite schaffen können, dabei aber auch nicht planmäßig andere übervorteilt, wie beispielsweise die Firma Apple, die für ein Smartphone das in der Produktion höchstens 100 Euro kostet 1000 € verlangt.

 

Was haben jetzt Herr Gröner und ich miteinander zu tun? Das Haus gehört ihm und seiner Frau persönlich und mit einem Brief versuchte er sich bei den Mietern lieb Kind zu machen. Ich habe Kontakt aufgenommen, ob die unter den Vorbesitzern ausgesprochene Kündigung noch einige Zeit hinauszögern ließe, weil bei mir in Kürze das Rentenalter anbreche und Verkleinerungen der Tätigkeiten anstünden. Erhalten habe ich dann nur ein Schreiben von Rechtsanwälten, und die sind so charmant, wie ein Elefant im Kräutergarten. Wie kommt man jetzt zu einem großen Vermögen aus eigener Kraft? Indem man einfach die nicht gewinnbringende Anliegen anderer ignoriert und mit ihnen keine Zeit verschwendet. Wahrscheinlich wiegen die 80 Millionen Vermögen eine große Spur von Kollateralschäden auf, wie die unwichtigen Interessen eines Souterrain Mieters. Mich hat der erzwungene Umzug sehr viel Zeit und Geld gekostet. Raumersatz habe ich nur durch großes Glück gefunden und de facto ist in München eine solche Kündigung das Aus für diese freiberufliche Tätigkeit. Wahrscheinlich werden die Räume jetzt erst einmal längere Zeit leer stehen.

Alle Fotos HA Lusznat