Suche nach den Verlorenen

16. Mai 2022

Ein Dokumentarfilm von Michael Teutsch
D 2022        90 Minuten
 
Am 18. Mai 2022  um 18.30 im Monopol 1 Kino
Schleißheimerstrasse 127

 

Meine Geschichte beginnt vor 38 Jahren. Ich war im Raum Nordrhein-Westfahlen unterwegs, um für ein Dokumentarfilm Projekt zu recherchieren. In Dortmund lebte mein Vater Rudolf Teutsch mit seiner zweiten Frau Irma. Meinen Vater hatte ich in meinem Leben nur wenige Male gesehen und über seine Vergangenheit nur spärliche Informationen von meiner Mutter erhalten. Von frühester Jugend an hörte ich meine Mutter nur Negatives über ihren Ex-Mann berichten. Gut, Teutsch war während des II. Weltkriegs dekorierter Waffen-SS-Mann gewesen, und das missfiel mir, denn diese Info vertrug sich nicht mit meiner politischen Einstellung. Dennoch wollte ich meinen Vater kennenlernen, um mir selber einen Eindruck zu verschaffen. Vielleicht wäre es ja möglich, Rudolf Teutsch in einen Dokumentarfilm einzubinden, den ich über den Überlebenden und authentischen Protagonisten Georg Heisler, aus Anna Seghers' Das siebte Kreuz, drehen wollte. Rudolf Teutsch lehnte mein Ansinnen brüsk, beinahe panisch ab, es würde heute alles falsch dargestellt und er wolle sich seine Erinnerung nicht zerstören lassen. Ich selbst habe keine Schuldgefühle wegen meines Vaters SS Zugehörigkeit, sondern meine Verantwortung liegt darin, beizutragen, dass dieses Deutschland ein demokratisches, weltoffenes Land bleibt, um Faschismus und Antisemitismus in jedweder Form zu verhindern. Soweit ich das vermöge. Darum mache ich Filme. Seine Frau Irma führte mich vor 38 Jahren auf den Dortmunder Fernsehturm und wir hatten intensive Gespräche, in denen sie mir vieles von dem, was ich meinen Vater hatte fragen wollen, beantwortete. Das Gespräch nahm ich mit einem Cassetten-Recorder auf, die digitale Revolution lag noch in weiter Ferne. Der Recorder samt Kassette ging in den nächsten 38 Jahren verloren, welch’ Glück, dass ich den Inhalt damals noch transkribierte. Das Gespräch mit Irma Teutsch stellte ich kürzlich gemeinsam mit der Schauspielerin Ilona Grandke nach, und zwar als Lesung im Restaurant auf dem Münchner Olympiaturm. Diese Lesung wird im Film „Auf der Suche nach den Verlorenen“ meine Gespräche mit sechs jüdischen Protagnisten unterschneiden. (Michael Teutsch)